Am 28.7.2014 kam es im Stubaital in Tirol zu einem tragischen Unfall. Eine deutsche Urlauberin mit einem Hund wurde von Kühen attackiert und zu Tode getrampelt. Nachdem der OGH das Urteil des Oberlandesgerichtes vor wenigen Wochen bestätigt hat, trifft den Landwirt laut geltender Rechtssprechung eine Teilschuld (https://tirol.orf.at/stories/3048259/ ). Dieser hätte um die Gefährlichkeit der Mutterkühe wissen müssen. Die Urlauberin hingegen hat „Warnschilder“ und „Abstandsregeln“ missachtet.
Als Reaktion auf dieses rechtskräftige OGH Urteil hat ein Bauer in Rauris (Pinzgau) den Weg über seine Alm für Wanderer gesperrt (https://salzburg.orf.at/stories/3056196/ ). Gegen diese Sperre hat nun der Alpenverein heftig protestiert. Dieser sieht dies als einen deutlichen Angriff auf die Wegefreiheit.
Die Tage berichtete der ORF davon, dass sich im Voldertal eine Frau mit ihrem nicht angeleinten Hund einer Herde Kälber näherte. Der Hund griff die Kälber an. Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt die Mutterkühe noch nicht auf der Weide.
In den sozialen Medien werden zudem Videos veröffentlicht, wo das „Erschrecken von Kühen“ gezeigt wird.
Wenn ich diese Berichte lese, bin ich tief betroffen. Wo soll das hinführen?
Unser Grossarltal hat eine einzigartige Naturlandschaft und ist geprägt von zahlreichen Almen. Wenn bei mir im „Berglandhaus“ in den frühen Morgenstunden vom „Roslehen-Bauern“ die Kühe den Berg hinauf gehen und auf den Almweiden grasen, wird mir bewusst, dass die zahlreichen Bergbauern und die Weide-Tiere dafür sorgen, dass diese traumhafte Landschaft in ihrer Schönheit erhalten bleibt. Das ist gelebte Landschaftspflege.
Dieses Naturerlebnis verbunden mit den bewirtschafteten Almen sind die wirtschaftliche Grundlage des Sommertourismus im Tal.
Dafür bedarf es aber auch einen „respektvollen Umgang“. Die Almen sind das „Revier der Tiere“- deren Lebensgrundlage. Wenn wir als Wanderer und andere „Freizeitsportler“ zwar das „freie Wegerecht“ in Anspruch nehmen, so haben wir uns dennoch an die natürliche „Abstandsregeln“ zu den Tieren zu halten. Dass Hunde nicht frei herumlaufen sollten, ist ebenso eine Grundregel, die zur friedlichen Koexistenz mit den Kühen beiträgt. Mehr dazu ist in dem Verhaltenskodex auf Almen 2019 zusammengefasst worden: https://www.sichere-almen.at/?
Wenn wir Menschen uns gegenüber Tieren respektlos und achtlos verhalten und deren Lebensraum „vergiften“, brauchen wir uns nicht über „Aggressionen“ wundern.
Grenzverletzungen machen aggressiv.
Gleiches gilt in der menschlichen Biologie: es geht immer um die Symbiose von körpereigenen Zellen (Wirtszellen) und deren Mikroben (Parasiten). Aus meiner täglichen Praxisarbeit (www.sigurd-berndt.eu) weiß ich: wenn das umgebende Zellmilieu „entartet“, so entwickeln sich Mikroben zu neuen Formen und vergiften die „Wirtszelle“. Krankheiten können die Folge sein.
Die aktuellen „Abstandsregeln“ sind vorübergehend und entsprechen auch keineswegs einem natürlichen zwischenmenschlichen Miteinander. Aber vielleicht ist es für uns auch ein „Wink mit dem Zaunpfahl“, dass zum Leben eben die Polarität von „Nähe“ und „Abstand“ gehört.
Respektieren wir die „vorübergehenden Abstandsregeln“ im Alltag.
Respektieren wie den „grundsätzlichen Abstand zu Tieren auf Almen“.
Dann erfreuen wir uns weiterhin über ein friedliches Miteinander von Mensch und Tier auf Almen, über wichtige Synergien von Natur, Landwirtschaft und Tourismus.
FOTOS: Berndt
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